Wohlstand durch KI, aber wie?

Dr. Pero Mićić

Wenn KI und intelligente Roboter den größten Teil der menschlichen Arbeitsaufgaben übernehmen, auch deine, wie wirst du dann dein Einkommen verdienen?

Vor uns liegt die größte und schnellste Transformation unserer Arbeitswelt und Wirtschaft. Damit auch unserer Gesellschaft. Wie in einer mit KI und Robotik hochautomatisierten Arbeitswelt die Menschen Einkommen verdienen, ist nicht weniger als die alles entscheidende Zukunftsfrage unserer Zeit. Die bei Politik und Wirtschaft leider noch nicht angekommen ist.

Das ist der zweite Teil einer Beitragsserie. Im ersten Teil habe ich drei Szenarien einer KI- und Robotikgesellschaft dargestellt.

In diesem zweiten Teil entwickele ich einen Masterplan, mit dem wir die Transformation menschenfreundlich gestalten und die Lebensqualität und den Wohlstand für alle massiv steigern können.

Komm mit auf eine spannende Erkenntnisreise.

Wie könnte unsere Zukunft werden?

Künstliche Intelligenz erobert jetzt schon in höchster Geschwindigkeit die virtuellen Sphären der Arbeit. Mit den humanoiden Robotern tritt sie bald auch in unsere physische Welt ein. KI und Roboter werden die meisten Arbeiten besser, schneller und billiger erledigen können. Erst in Produktion und Logistik, dann im Service und schließlich bei dir zuhause. Der Faktor Arbeit wird durch KI und Roboter dann nicht mehr knapp sein und deshalb immer billiger werden.

Wenn wir KI und Roboter für uns arbeiten lassen können, könnte das eigentlich ein gemütliches Leben werden. Wenn da nicht ein gravierendes Problem wäre: Wer zahlt dir dann wofür ein Einkommen? Wenn wir für dieses Problem keine Lösung finden, erleben wir ein Horror-Szenario und den totalen Zusammenbruch unserer Wirtschaft und damit auch der Gesellschaft. Bei Unternehmen brechen die Umsätze ein, viele machen pleite. Der Staatshaushalt kollabiert, weil kaum noch jemand Steuern zahlt. Die Gesellschaft wird aggressiv und wählt radikal. Totalitäre Regime mit vermeintlich starken Führern ergreifen die Macht und verstaatlichen alles. Die Freiheit stirbt. Dieses Horror-Szenario werden wir erleben, wenn wir nichts oder das Falsche tun. Dann ist der wirtschaftliche Total-Zusammenbruch so gut wie sicher.

Im Krisen-Szenario landen wir, wenn wir zu spät zu wenig tun. Schlimm genug, weil es auch einen drastischen Niedergang bedeutet. Der Kürze halber lasse ich das mal so stehen und konzentriere mich auf die beiden Extrem-Szenarien.

Im Überfluss-Szenario wird unsere Zukunft großartig. Wir haben mit KI und intelligenten humanoiden Robotern die große Chance, einen großen Entwicklungssprung zu machen. Höchste Lebensqualität und Gesundheit, ohne Arbeitsstress und mit viel mehr Zeit für Familie, Freunde und Hobbys. Ja, das ist möglich und machbar. Wenn wir rechtzeitig das Richtige tun.

Aber was ist das Richtige?

Der fatale Fehler unseres Wirtschaftssystems

Wir müssen und dürfen Arbeit und Einkommen neu denken. Denn wir haben einen fatalen Fehler im heutigen Wirtschaftssystem.

Wir haben im Zuge der Industrialisierung die gesamte Wirtschaft darauf aufgebaut, dass Unternehmer Arbeitsplätze schaffen und über 90% der Menschen auf diese Arbeitsplätze als Angestellte angewiesen sind. Sie leisten Arbeit im Auftrag der Unternehmer und erhalten dafür ein Gehalt, mit dem sie ihren Lebensunterhalt bestreiten. Dieses System hat bis jetzt einigermaßen gut funktioniert. Es hat fast allen Menschen mehr Lebensqualität beschert. Aber dieses System kann eine sehr schnelle Automatisierung eines Großteils der Arbeit durch KI und Robotik nicht überleben. Weil die meisten Menschen dann kein Einkommen aus klassischer Arbeit mehr erzielen und nichts mehr kaufen können. Unser heutiges Wirtschaftssystem würde zusammenbrechen.

Kurzgesagt: Nicht KI und Robotik sind das Problem. Sondern das auf menschliche Arbeitsleistung gegründete Wirtschafts- und Staatssystem.

Wie können wir das Überfluss-Szenario verwirklichen?

Das neue Wirtschaftssystem muss den Menschen neue Arten von Einkommen ermöglichen. Und wir müssen Lösungen finden, das zu finanzieren. Schauen wir uns nochmal die Arten von Einkommen an. Hier etwas vereinfacht.

Arbeit, Selbstständigkeit und Unternehmertum

Arbeitszeitverkürzung

Die erste Idee ist natürlich, bei vollem Gehalt die Arbeitszeit der Menschen zu verkürzen. Wer als Mitarbeiter KI und Robotik routiniert einsetzen kann, ist deutlich produktiver. Das schafft mehr Einnahmen und oder niedrigere Kosten, aus dem das Gehalt trotz weniger Arbeitszeit bezahlt werden kann. So beschrieb es schon John Maynard Keynes in den 1930ern. Die Menschen werden durch Technologie von der Notwendigkeit befreit, den größten Teil des Lebens zu arbeiten. Keynes schrieb, dass du nur noch 15 Stunden pro Woche arbeiten wirst. In diese Richtung hat es sich ja auch in den letzten zweihundert Jahren entwickelt. Angestellte haben offiziell noch nie so wenig Zeit mit Arbeit verbracht wie heute. Und so wird es auch in Zukunft weitergehen.

Viele Arbeitsplätze werden schrittweise weniger Zeiteinsatz erfordern. Aber viele Arbeitsplätze werden ganz wegfallen. Ein Team von Programmierern kann ohne einfach qualifizierte Coder auskommen, weil KI den Code schreibt, testet und verbessert. Aber die besten Entwickler werden als Software-Strategen und -Architekten im Team bleiben und viel mehr nützlichen Code produzieren als bisher.

Wenn wir Arbeitnehmer endlich nicht mehr nach Zeit, sondern nach ihrer Wirkung bezahlen würden, wäre Arbeitszeitverkürzung viel einfacher.

Arbeitszeitverkürzung bei vollem Gehalt kann mit der heutigen Produktivität nicht die Lösung sein. Wir würden unsere Unternehmen im globalen Wettbewerb, vor allem mit den Asiaten, schwächen oder gar zerstören. Erstens muss die zusätzliche Produktivität auch tatsächlich und unmittelbar stattfinden. Die aktuellen Forderungen nach einer Vier-Tage-Woche ignorieren ja weitgehend die Notwendigkeit nachweislich höherer Produktivität. Es geht meist einfach um mehr Freizeit. Oft auf Kosten der Unternehmen, die jetzt schon für alles Mögliche herhalten müssen. Und es muss die selbstständige Entscheidung der Unternehmen bleiben, wie viele Menschen sie einsetzen. Sonst landen wir im Sozialismus. Arbeitszeitverkürzung wird ganz sicher eine Teillösung sein. Daher in mittelgrün dargestellt.

Einkommen für sozial nützliche Arbeit

Arbeitnehmer, Selbstständige und Unternehmer, immer gemeint als weiblich, männlich und divers, können zusätzliches Einkommen erzielen durch sozial nützliche Arbeit, für die es bisher keinen Markt gibt. Beispielsweise in der Betreuung von Kindern, Menschen mit Behinderung oder alten Menschen oder in Umweltpflege und Umweltschutz. Diese Option ist hellgrün, weil sie erfordert, dass dieser Markt künstlich ausgeweitet werden muss.

Mehr Unternehmer

Eine sehr gute Strategie wären mehr Selbstständige und mehr Unternehmer. Warum? Weil sie sich flexibler und innovativer neue Einkommensquellen erschließen können als Arbeitnehmer das können, weil sie es nur im Rahmen Ihres Arbeitsvertrages oder durch den Wechsel des Arbeitgebers machen können. Und vor allem weil Unternehmen die Einzigen sind, die wirklich Arbeitsplätze schaffen können. Unternehmer sind die Motoren und Generatoren des Wohlstands. Ohne dass Menschen als Unternehmer wirken, gibt es keine Unternehmen, also auch keine Arbeitsplätze. Auch keine Steuern auf Gewinne und Gehälter. Somit auch keinen öffentlichen Dienst und keine Beamten. Es ist mir unbegreiflich, wie oft dieser Zusammenhang ignoriert wird. Wir brauchen vielfach mehr Selbstständige und Unternehmer!

Ich müsste es eigentlich dunkelgrün darstellen, aber es wäre nicht realistisch. Weil die Mehrheit der Menschen ganz offensichtlich nicht selbstständig sein will. Warum auch immer.

Renten

Überspringen wir vorerst mal das Eigentum an Vermögen. Dazu komme ich später.

Eine umlagefinanzierte sehr frühe Rente wird von Politikern mit Sicherheit als Option vorgeschlagen werden. Ich stelle sie aber dunkelrot dar, weil das schlicht nicht finanzierbar ist. Die Rentensysteme der meisten Staaten laufen jetzt schon auf eine Katastrophe zu. Die umlagefinanzierte Rente war ein kurzsichtiger Jahrhundert-Fehler. Von wegen, Kinder bekommen die Leute immer, wie Adenauer es ausrief. Mit drastisch weniger Beitragszahlungen und Steuereinnahmen bricht das Rentensystem mit absoluter Sicherheit zusammen. Wenn man die Konsequenzen einer KI und Robotik-Welt und die Lösungen dafür zu Ende denkt, könnte man genau genommen, die Rentenversicherung komplett abschaffen. Wir sehen später noch, warum das kein ganz verrückter Vorschlag ist.

Transferzahlungen und -leistungen

Bedingungsloses Grundeinkommen

Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist der am häufigsten genannte Lösungsvorschlag für eine automatisierte Arbeitswelt. Grundsätzlich kann ein bedingungsloses Grundeinkommen die Lösung sein. Es hat aber mehrere Mängel. Erstens würde es per Definition an alle Menschen gezahlt, auch an die, die es gar nicht benötigen. Zudem halte ich es ethisch und philosophisch gesehen für falsch, dass Menschen von der Gesellschaft etwas erhalten, ohne dass sie der Gesellschaft irgendetwas zurückgeben. So funktionieren nachhaltige Ordnungen nicht.
Aus diesem Grund stelle ich das bedingungslose Grundeinkommen nur sehr hellgrün dar.

Bisher war ein Grundeinkommen in ausreichender Höhe schlicht nicht finanzierbar. Weil die heutige Produktivität und die Steuereinnahmen dafür schlicht niemals ausreichen würden. Aber mit KI und Robotik können wir die Produktivität enorm steigern.

Basis-Einkommen als negative Einkommenssteuer

Ein Basis-Einkommen als negative Steuer wäre deutlich sinnvoller als das bedingungslose Grundeinkommen. Ein Grundeinkommen müsste gleich für alle gezahlt werden. Eine negative Steuer aber würde sich automatisch dem Verlauf der Automatisierung und dem zunehmenden Verlust von bezahlter Arbeitszeit anpassen. Es würde nur denen gezahlt werden würde, die es auch wirklich brauchen. Und auch nur in der nötigen Höhe.

Wie das organisatorisch funktionieren soll? Das Finanzamt weiß per Definition auf den Cent genau, wer wie viel verdient. Bei der Steuererklärung kann ohne jeglichen Verwaltungsaufwand vollautomatisch ermittelt werden, wer zu wenig verdient. Wenn es weniger ist als ein großzügig bemessenes Mindesteinkommen, zahlt das Finanzamt einen aufstockenden Betrag aus, von dem man gut leben kann. Nochmal, das ist alles vollständig automatisierbar. Das gälte auch heute schon. Die ganze Sozialverwaltung ist logisch betrachtet komplett überflüssig. Jetzt schon.

Die Höhe des Basis-Einkommens könnte sich an einem großzügigen Warenkorb orientieren. Wie hoch es sein soll, wird sicher Gegenstand heftiger Debatten sein.

Auch eine negative Steuer sollte nicht ganz bedingungslos sein. Zumindest nicht vollständig. Weil ein Prinzip der gesellschaftlichen Gegenseitigkeit gelten sollte. Ein Grundteil könnte bedingungslos sein. Zusätzliche Beträge sollten aber bedingt sein. Welche Bedingungen könnte es geben? Wer nicht bestätigt arbeitsunfähig ist, sollte sozial nützliche Arbeit oder soziales Engagement nachweisen, etwa in der Betreuung von Kindern, Alten oder Bedürftigen. Oder in der Naturpflege. Man sollte eine zeitlang im jeweiligen Staat gelebt haben. Auch könnte die Höhe des Einkommens vom Alter oder der Zahl der Kinder abhängen. Wirklich wichtig ist, dass die Erfüllung von Bedingungen sehr einfach ermittelt werden kann. Auf keinen Fall darf es zu einem neuen Verwaltungsmonster führen.

Keine Einkommenssteuer auf Arbeit

Wenn den Bürgern von staatlicher Seite Einkommen verschafft werden soll, ergibt es keinen Sinn, ihnen einen großen Teil vorher wegzunehmen. Die Steuer auf Einkommen aus Arbeit könnte ganz oder bis zur Höhe eines guten Gehalts abgeschafft werden. Auf die Finanzierung schauen wir im nächsten Beitrag.

Keine Mehrwertsteuer auf Lebenshaltung

Aus dem gleichen Grund könnte die Mehrwertsteuer auf Produkte und Dienste der Lebenshaltung abgeschafft werden. Luxusgüter, wie auch immer man die definiert, könnten mit einem progressiven Mehrwertsteuersatz belegt bleiben. Aber wenn wir schon alles neu denken können und müssen, nutzen wir am besten die Chance zur radikalen Vereinfachung und schaffen die Mehrwertsteuer ab. Das Umsatzsteuerrecht ist unfassbar und irrsinnigen komplex. Dabei sollen Steuern einfach nur dem Staat Einnahmen verschaffen. Dafür gibt es einfachere und sinnvollere Wege, wie wir im nächsten Teil noch sehen werden.

Bedingter Investitionszuschuss

Ein bedingter Investitionszuschuss könnte Menschen helfen, in Selbstständigkeit und Unternehmertum zu investieren. 100% Zuschuss sollte die Ausnahme für wirklich mittellose Menschen sein. Besser ist, wenn die Empfänger auch eigenes Geld riskieren, sofern sie welches haben.

Basis-Vermögen bei Geburt

Die massive Transformation durch KI und Robotik sollte uns ermutigen, auch sehr kühne Ideen zu prüfen. Ein Basis-Vermögen bei Geburt klingt verrückt, ist aber auf den zweiten Blick eine vielversprechende Maßnahme. Jeder neu geborene Mensch erhält beispielsweise 100.000 Euro. Das Vermögen muss zwingend in einen breit gestreuten Aktienfonds investiert werden und wäre unzugänglich vor dem 60. Lebensjahr. Man kann es aber als Sicherheit für Darlehen hinterlegen, staatlich unterstützt. Ich komme später nochmal auf solche Investments zurück. Leider würde diese Lösung nur sehr langfristig funktionieren. Deshalb ist sie nur hellgrün.

Kostenlose Ausbildung und Weiterbildung

Nicht direkt Einkommen, aber Voraussetzung für Einkommen wäre die Ausweitung kostenfreier Ausbildung und Weiterbildung. Der Bedarf an fachlicher und persönlicher Ausbildung wird durch KI und Robotik enorm werden. Wobei KI den größten Teil der rein fachlichen Bildung nahezu kostenfrei machen wird. Das alles ist grundsätzlich gut, aber eben nur bedingt. Wenn Möglichkeiten für menschliche Arbeit knapp werden, sollte der Staat sich möglichst aus dem Angebot eigener Produkte und Leistungen heraushalten. Es reicht, wenn die Menschen das Einkommen erhalten, um Bildungsleistungen selbst zu wählen und zu bezahlen. Daher auch nur hellgrün.

Preiseffekt

Deflation

Für die meisten Produkte und Leistungen werden die Preise durch wirtschaftliche Deflation und technische Deflation massiv sinken. Wenn man die in allen Produkten und Leistungen enthaltenen Personalkosten zum größten Teil rausrechnet, können Preise auf einen Bruchteil sinken. Die höhere Produktivität durch Innovation und Skalierungseffekte senken die Herstellungskosten zusätzlich. Das wird es den Menschen viel einfacher machen, ihren Lebensunterhalt zu bezahlen. Diesen Effekt unterschätzt man leicht. Du wirst dir im Ergebnis mit sehr viel weniger Einkommen in Euro sehr viel mehr leisten können als mit deinem heutigen Einkommen.

Der Wettbewerb muss stark gehalten werden, es dürfen nicht Monopole oder Oligopole mit nur wenigen Anbietern entstehen. Bei viel Konkurrenz sinken dann auch die Preise. Das stelle ich dunkelgrün dar.

Geteilte Ressourcen

Wenn wir Ressourcen durch intelligente Organisation stärker miteinander teilen, können wir sie weitaus preiswerter nutzen. Beispielsweise werden KI-gesteuerte Robotaxis die individuelle Mobilität deutlich billiger machen, weil die Fahrzeuge erstens keinen Fahrer brauchen und zweitens ein Auto nicht nur eine Stunde, sondern 15 oder mehr Stunden pro Tag fahren wird. Ressourcen zu teilen, senkt die Kosten und schon die Umwelt. Wenn man dafür einfach per App ein Fahrzeug in drei Minuten verfügbar hat, wird Carsharing auch wirklich bequem.

Eigentum an Vermögen

Nun zu dem Bereich, der aus meiner Sicht die langfristig ideale Lösung verspricht. Die Förderung des Aufbaus von Vermögen, von dem man auch ohne klassische Arbeit leben kann.

Eigentum an unproduktivem Vermögen: Geldvermögen

Es ist im Prinzip der zweite fatale Fehler in unserem Wirtschaftssystem. Dass das Sparen in Geld als sinnvoll dargestellt wird. Geld ist als solches nicht produktiv. Die Zinsen, die man auf Geldeinlagen und Darlehen bekommt, sind nur ein kleiner Teil von dem, was andere an Ertrag erzielen, wenn sie das Geld tatsächlich investieren. Diese verdienen etwa an der Börse im Schnitt nominal 8% und oft ein Vielfaches davon. Deine Zinsen für gespartes Geld frisst die Inflation in der Regel weg. Noch schlimmer ist natürlich Bargeld, auf das du gar keine Zinsen erhältst und das deshalb immer weiter im Wert schrumpft.

Es ist tragisch. Viele Staaten haben ganze Generationen von Arbeitnehmern praktisch gezwungen, in Geld zu sparen, also in Lebensversicherungen, Rentenverträgen, Sparverträgen und Bausparverträgen. Nach Inflation ist die reale Rendite oft sogar negativ. So kann man kein Vermögen aufbauen. Es war sicher keine Absicht, aber durch das Sparen in Geld blieben die meisten Menschen seit Jahrzehnten ohne nennenswertes Vermögen. Sie waren und sie blieben auf ihr Arbeitseinkommen angewiesen. Das fällt uns jetzt auf die Füße.

Eigentum an unproduktivem Vermögen: Rohstoffe und Krypto-Tokens

Auch keine Lösung ist die Förderung von Eigentum an unproduktivem Sach-Vermögen. Unproduktiv ist Vermögen dann, wenn es nicht direkt Erträge erzielt. Gold und Rohstoffe erzielen keine Erträge. Kryptowährungen in der Regel auch nicht. Das ist Sachvermögen, das Wert sichern soll und bestenfalls im Preis steigen kann. Aber auch fallen kann, wie wir es oft erlebt haben. Das ist für einen nachhaltigen Vermögensaufbau für die Masse ungeeignet. Ja, auch ich habe in Kryptowährungen investiert. Es kann sein, dass Bitcoin wegen der Begrenzung auf 21 Millionen sehr stark im Wert wächst.
Aber es ist immer noch stark spekulativ. Ich glaube nicht, dass wir jetzt ein Wirtschaftssystem darauf aufbauen können und sollten.

Eigentum an produktivem Vermögen: Immobilien

Immobilien sind produktives Vermögen. Sie erzielen einen Ertrag, wenn man sie vermietet. Das ist im Prinzip okay, aber die Renditen und damit das daraus entstehende Einkommen ist relativ gering im Vergleich zu Aktien. Zumal es in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit keine nennenswerten realen Wertsteigerungen mehr geben wird mit einer fast überall schrumpfenden Bevölkerung, abgesehen von Afrika. Von KI und Robotik werden Immobilien kaum profitieren. Eher im Gegenteil. Und Immobilien sind eben immobil. Sie stellen immer ein Klumpenrisiko dar, selbst wenn man in Immobilienfonds investiert.

Eigentum an produktivem Vermögen: Unternehmen

Wer hat als einzige Personengruppe keine Angst vor den Auswirkungen von KI und Robotik auf die Wirtschaft? Die Eigentümer von Unternehmen, die von KI und Robotik durch enorm viel höhere Produktivität profitieren würden. Vorausgesetzt natürlich, die Kunden haben das Geld, ihre Produkte und Leistungen zu kaufen.

Die mit Abstand wirksamste Maßnahme ist, so viele Menschen wie möglich zu Eigentümern von Unternehmen oder von Unternehmensbeteiligungen machen.

Investments in KI und Robotik-Unternehmen

Ideal wären direkte Beteiligungen an Unternehmen, die Leistung von KI und Robotik an andere Unternehmen verkaufen. Wie Personalüberlassungsfirmen. Wenn jemand seinen Arbeitsplatz in Produktion, Logistik oder Service verliert, sollten wir ihm oder ihr helfen, genau in solche Roboter zu investieren. Wenn der LKW-Fahrer seinen Job an einen autonom fahrenden LKW verliert, sollten wir ihn unterstützen, Eigentum an einem solchen LKW zu erwerben. Das ließe sich über speziell dafür gegründete Unternehmen regeln, die KI-Systeme und vor allem Roboter kaufen und an Unternehmen vermieten. An solchen Unternehmen sollten sich möglichst viele Arbeitnehmer als Aktionäre beteiligen können. Dann profitieren sie ganz direkt von KI und Robotik. Das geht auch über Fonds, die sich an mehreren solcher Unternehmen beteiligen, um das Risiko zu streuen.
Solche Unternehmen hätten sehr wahrscheinlich einen deutlich höheren Ertrag als normale Aktienfonds. Denn die Zuwächse an Produktivität und damit das Einkommen aus KI und Robotik werden enorme Wachstumsraten haben.
Besonders gut wäre an dieser Lösung, dass von Anfang an große Erträge erzielt werden, von denen die neuen Unternehmenseigentümer zumindest zum Teil schon leben können.

Investments in breit gestreute Aktienfonds

Sicherer, aber deshalb auch weniger rentabel ist das Investment in breit gestreute Aktienfonds. Es würde auch nur längerfristig wirken, weil Dividenden meist nicht ausreichen und Wertzuwächse nur langfristig bedeutend sind.
Es ist historisch eindeutig nachgewiesen, dass Investitionen in breit gestreute Aktienfonds deutlich höhere Renditen und Wertzuwächse bringen als Investitionen in Immobilien oder andere Vermögensgegenstände. Einzige Voraussetzung ist buy and hold. Also langfristiges Investment ohne ständiges Kaufen und Verkaufen von Anteilen.

Das Rendite-Dreieck belegt das ganz klar mit einer durchschnittlichen nominalen Rendite von über 8% aus eine breit gestreuten Weltfonds mit mehreren tausend Unternehmen. Es gibt ganz wenige Jahre, in denen man Aktien einfach nicht verkaufen durfte, um einen Verlust zu vermeiden. Selbst bei einem Crash verliert man nichts, wenn man zwei drei Jahre wartet.
Langfristig und im großen Bild kann man gar keinen Verlust machen. Das ist nachhaltig, denn langfristig wächst das Vermögen immer weiter. Durch lange Haltedauer ist man vor Crashs und durch die breite Streuung in mehrere tausend Unternehmen ist man auch vor großen Pleiten einzelner Unternehmen oder gar ganzer Branchen geschützt.

Aus 100.000 Euro einmalig angelegt, beispielsweise durch ein Basis-Vermögen bei Geburt, mit vorsichtig angenommenen 7% statt 8% mittlerer nominaler Jahresrendite, 2% Inflation und damit 5% realer Rendite werden in 60 Jahren immerhin fast 1,9 Mio. Euro an Kaufkraft in heutigem Wert. Ab diesem Zeitpunkt kann man bei 5% realer Rendite bis zu 7.700 Euro monatlich vor Steuern entnehmen, ohne dass das Vermögen schrumpft.
Viele Menschen werden auch in Zukunft in der Lage sein, zusätzlich zum Startkapital monatlich weiter zu investieren. Monatlich 500 Euro sind nach 40 Jahren nochmal reale 744.000 Euro an Kaufkraft. Dann steigt die nachhaltige monatliche Entnahme ab dem 60. Lebensjahr sogar auf 10.800 Euro vor Steuern.

Ja, das funktioniert leider nur sehr langfristig. Trotzdem ist es eine wirkungsstarke Strategie. Auch wenn wir zwischenzeitlich den Menschen ein Basis-Einkommen zahlen müssen.

Wohlhabende unabhängige Bürger und ein finanziell gesunder Staat

Wenn so gut wie alle Menschen Eigentum an Unternehmen hätten, gäbe es mehr Chancengleichheit als mit unzähligen und enorm komplizierten und teuren Sozialsystemen. Es würde langfristig eine Gesellschaft von Bürgern schaffen, die vermögend, in ihren Entscheidungen freier und vom Staat unabhängiger sind. Bürger würden Steuern zahlen, aber vom Staat und der Gesellschaft nichts benötigen und nichts verlangen. Sie wären nicht mehr von staatlichen Wohltaten abhängig. Oder anders, sie würden ihren Mitbürgern nicht auf der Tasche liegen.
Und zu guter Letzt, das Vermögen kann an die nächste Generation weitervererbt werden, wodurch diese noch besser leben kann. Jeder neuen Generation ginge es besser als der vorherigen. Gerade passiert ja leider eher das Gegenteil.

Ja, natürlich, wir können den Menschen weiter Sozialleistungen zahlen. Wir können sie alimentieren. Aber das ist nicht nachhaltig, wie die in fast allen Staaten defizitären Finanzen zeigen. Und es ist im Grunde auch des Menschen unwürdig. Aus China stammt die Aussage “Gib einem Menschen einen Fisch, und du ernährst ihn für einen Tag. Lehre einen Menschen zu fischen, und du ernährst ihn für sein ganzes Leben.” Wir müssen Menschen helfen, sich selbst gut versorgen und nähren zu können. Das ist nachhaltig. Das ist menschenwürdig. Dann sind Menschen wirklich frei.

Die falsche Angst vor dem Risiko

Die meisten Politiker, gerade in Deutschland, halten Investitionen in Unternehmen für zu riskant. Bezeichnend dafür ist das Wort “Zocker-Rente” für die Aktien-Rente. Wer das sagt, versteht nicht, wie Wirtschaft funktioniert. Man verhindert damit praktisch den Aufbau von Vermögen in der breiten Bevölkerung. Stattdessen hat man das unfassbar dumme Altersvorsorgesystem implementiert, das lieber vermeintlich sichere 1 bis 2 Prozent reale Rendite mit Geldvermögen erzielen soll. Wenn überhaupt. Durch Inflation sind reale Verluste nicht selten.

Das einzig Sichere daran ist nur, dass das Vermögen des Sparers minimal bleibt. Auch die umlagefinanzierte Rente war eine fatale und unglaublich kurzsichtige Fehl-Entscheidung von Adenauer. Es war nämlich schon in den 1930er Jahren nachweislich bekannt, dass in Deutschland immer weniger arbeitende Menschen immer mehr Rentner werden finanzieren müssen.

Aktien mit real 5% sind diesen Politikern zu riskant, aber sie zwingen die Bürger, mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit, auf den größten Teil des Ertrages zu verzichten und den eigentlichen Reibach den Investment-Profis zu überlassen. Das hat die breite Bevölkerung fatalerweise davon abgehalten, wirklich nachhaltiges Vermögen aufzubauen. Das Problem mit der Automatisierung wäre erst gar nicht entstanden. Es ist unfassbar.

Ein Volk von Unternehmenseigentümern, wie es Ludwig Erhard schon schaffen wollte, wäre langfristig die Lösung, die den Menschen nachhaltig zu Wohlstand und Freiheit verhelfen würde. Nur leider wird diese Lösung nicht kurzfristig wirken. Es wird dauern, bis die meisten Menschen ausreichend produktives Vermögen aufgebaut haben, um davon leben zu können. Deshalb werden vorerst Transferzahlungen und -leistungen nötig sein.

Diese Option stelle ich dunkelgrün dar, denn das ist die langfristig beste Lösung.

Zusammenfassung

Wie du siehst, gibt es ein breites Instrumentarium. Es gibt einen Koffer voller Werkzeuge, um es den Menschen leicht zu machen, ohne klassische Arbeit gut ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Die Zukunftsintelligenz der Politiker ist der entscheidende Faktor. Jeder Staat wird es anders machen. Die einen intelligenter, die anderen weniger intelligent.
Wir können und langfristig werden wir alle in guter Gesundheit und in großem Wohlstand leben. Jeder von uns. Aber dafür müssen wir unser Wirtschaftssystem ändern. Die abhängige Beschäftigung ist für die meisten Menschen kein Zukunftsmodell.

Auch für dich, deine Familie und deine Freunde ist es schon heute nötig, konsequent die beste Maßnahme umzusetzen. Nämlich möglichst schnell Eigentum an produktivem Unternehmen aufzubauen, die in der KI- und Robotik-Wirtschaft profitieren werden. Und auch bei einigen der anderen Maßnahmen musst du nicht auf die Krise und den Staat warten.

Die große Frage ist jetzt aber: Wie finanzieren wir das alles? Diese Frage beantworten wir im nächsten Beitrag. Den Link findest du hier, sobald er veröffentlicht ist.

Ich wünsche dir eine glänzende Zukunft: Have a bright future!

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Hier findest du die weiteren Beiträge zu KI und Robotik:

Humanoide Roboter: Die Lösung für den Arbeitskräfte-Mangel? (Teil 1)
Humanoide Roboter: Wie intelligent werden sie sein? (Teil 2)
Humanoide Roboter: Wie werden sie lernen? (Teil 3)
Humanoide Roboter: Wie viel werden sie kosten? (Teil 4)
KI killt alle Jobs – und dann? Drei Szenarien (Teil 1)